Run free, kleiner Brunello

Erst jetzt komme ich dazu, meine unendliche Trauer in Worte zu fassen. Am Montag, 31. Januar 2022 ist Brunello von uns gegangen. Einige Wochen bin ich nun durch die verschiedenen Trauerphasen gegangen. Ich konnte nichts schreiben, weder essen noch arbeiten, dunkle tiefe Löcher taten sich vor mir auf.

Die unfasssbare Diagnose

Es war wie ein Schlag in die Magengrube, ein Fall ohne Ende. Gegen Mittags zum Tierarzt gefahren und nach fünf Stunden eine schreckliche Diagnose erhalten: Nieren-Insuffizienz. Fünf endlose Tage vergingen zwischen der Diagnose, den ersten Behandlungen, Hoffnung und dann doch wieder Trauer und Abschied nehmen.

Trauerphasen und Tod gehören zum Leben

Trauer ist ein Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft. Meist sind es vier Trauerphasen, die fließend übergehen, sich auch oft überlagern und unterschiedlich lange sein können.

  1. Nicht-wahrhaben-wollen
  2. Ausbruch verschiedener Emotionen
  3. Erinnerung und Suchen gemeinsamer Momente
  4. Akzeptanz und Abschluss

Nach der amerikanisch-schweizerischen Psychiaterin Kübler-Ross (verstorben 2004) läuft die Trauer in fünf Phasen ab:

  1. Leugnen: – Das glaube ich nicht
  2. Zorn: -Warum -wer hat daran Schuld?
  3. Verhandeln: – Wie kann ich das Unausweichliche verändern?
  4. Depression: – Ich kann es nicht ändern
  5. Akzeptanz: – Ich akzeptiere die Situation

Nun leugnen konnte ich nicht, denn ich hatte schon länger gemerkt, dass Brunello immer schlechter futterte. Natürlich habe ich es auf ein „Verwöhntsein/Verzogensein“ geschoben. Die Leugnen-Phase war bei mir schon beim Verlassen der Arztpraxis vor.

Schon nach kurzer Zeit begann ich jedoch, mir dem Kopf zu zerbrechen, was oder warum Schuld daran war, dass ein kleiner, immer fröhlicher, sportlicher und schlanker Hund so eine Krankheit hat. Ich ging alle Tierarztbesuche durch – nie ein Hinweis auf eine schlechte oder gestörte Nierenkrankheit. Eine Antibiotika-Behandlung neun Monate zu vor, die ihm so schlecht bekommen ist. Kann es das gewesen sein? Wir werden es nie erfahren, aber einige Tage recherchierte ich wie verrückt. Alles nur, um mit diesen unendlichen Schmerz fertig zu werden. Schließlich machte ich mir auch Vorwürfe, nicht alles getan zu haben, um meinen Kleinen vor dieser Krankheit zu schützen. Die Trauer wich einer unglaublichen Wut. Einer Wut auf alles, sogar auf das schöne Wetter.

Was mich schließlich tröstete und bald nach dieser Wut-/Wer-ist-Schuld-Phase einsetzte, waren die schönen Erinnerungen, die ich an Brunello hatte. Wie er meine Socken ständig klaute, wie er morgens Milchschaum von meinem Cappucchino naschte, wie er ständig neben mir auftauchte, wenn ich im Schrank etwas suchte. Und statt des Gesuchten einen Hundekopf vor mir im Blick hatte. Unsere schönen Spaziergänge an der Isar, am Starnberger See und die Freude, die er hatte, wenn er etwas „gejagt“, bzw. gefunden hatte. Und wie stolz er seine Beute nach Hause trug – ich konnte oft kaum folgen, so schnell marschierte er mit seinem Paradeschritt los. Die vielen kleinen und großen Momente, die uns so tief verbunden haben. Die Erinnerungen an schöne, gemeinsame Momente gaben mir Kraft, viel Kraft.

Schließlich half mir ein ganz simpler Satz, der so banal ist:

Ich bin dankbar für die Zeit, die wir hatten.

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